Wolfgang Benz: Ein Denkmal für wen?, in: Materialien zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Hg. von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin 2005, Seite 34 f.


Zitate

[S. 34]

"[...] Eine Opfergruppe, die in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern eine besondere Häftlingskategorie bildete, waren die Zeugen Jehovas, damals besser bekannt als 'Ernste Bibelforscher'. Die Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft leisteten konsequenter als andere religiöse Gemeinschaften grundsätzlich Widerstand gegen die Ideologie des Nationalsozialismus, verweigerten Wehrdienst und Hitlergruß und widersetzten sich dem totalitären [S. 35] Verfügungsanspruch des Regimes. Von den ca. 25.000 aktiven Zeugen Jehovas, die vor der Verfolgung gezählt wurden, sind etwa 10.000 Opfer des Nationalsozialismus geworden. Die Verfolgung reichte von der Kündigung der Wohnung und des Arbeitsverhältnisses über den Entzug des Fürsorgerecht für Kinder zu Gefängnis- und Konzentrationslager-Haft. In den Konzentrationslagern waren die 'Bibelforscher' mit einem besonderen Kennzeichen, dem lila Winkel, stigmatisiert. Von den [insgesamt 8.000 Haftopfern, einschließlich] etwa 4.000 [KZ-]Häftlingen kamen 1.400 zu Tode, 360 wurden hingerichtet. Die Opfergruppe geriet nach der Befreiung allmählich in Vergessenheit, aus der sie erst mit Beginn der 1990er Jahre durch eigene Anstrengungen und durch die bahnbrechende Arbeit des Historikers Detlef Garbe auftauchte. Ohne Lobby waren auch die Opfer medizinischer Versuche [...]" (Informationen in eckigen Klammern hinzugefügt).


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