Elke Imberger: Widerstand und Dissens von Zeugen Jehovas (Bibelforschern) in Schleswig-Holstein 1933-1945, in: dies.: Widerstand "von unten" - Widerstand und Dissens aus den Reihen der Arbeiterbewegung und der Zeugen Jehovas in Lübeck und Schleswig-Holstein 1933-1945, Neumünster 1991, S. 243-376.

Inhaltsverzeichnis

[…]

III. Widerstand und Dissens von Zeugen Jehovas (Bibelforschem) in Schleswig-Holstein 1933-1945 - 243

1. Die Rahmenbedingungen - 243

1.1. Grundzüge der Bibelforscherlehre - 243
1.2. Zum Sozialprofil schleswig-holsteinischer Bibelforscher
- 246
1.3. Die Zeugen Jehovas am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung
- 249
1.4. Der Beginn der nationalsozialistischen Verfolgung
- 253
1.4.1. Die ideologisch-politischen Hintergründe der Verfolgung
- 253
1.4.2. Das Verbot der Zeugen Jehovas - 256

2. Nach dem Verbot: Schleswig-holsteinische Bibelforscher zwischen Anpassung und Devianz - 262

3. Die koordinierte Reaktivierung des Sektenlebens und der Missionstätigkeit in der Illegalität - 268

3.1. Die Aktion vom 7. Oktober 1934 - 268
3.2. Die organisatorische Anpassung der Sekte an die Bedingungen der Illegalität
- 274
3.3. Die Wiederaufnahme der Verkündigungstätigkeit und deren polizeiliche Verfolgung
- 281
3.4. Das Vorgehen der NS-Justiz gegen die illegale Religionsausübung: Die Prozesse gegen schleswig-holsteinische Bibelforscher 1935 und 1936 - 285

4. Die Fortführung der Sekte in Schleswig-Holstein unter gewandelten Widerstandsbedingungen bis zur Verhaftung des Bezirksdienstleiters im August 1936 - 293

5. Neue Wege in der illegalen Arbeit - 301

5.1. Der IBV-Kongreß in Luzern und seine Auswirkungen auf die Tätigkeit der leitenden Bezirksfunktionäre für Schleswig-Holstein - 301
5.2. Die Reorganisation der IBV-Ortsgruppen
- 308
5.3. Die Versorgung der schleswig-holsteinischen Bibelforscher mit IBV-Literatur
- 318
5.4. Veränderungen im Bereich der Missionstätigkeit
- 327
5.4.1. Die Verlagerung der indiviuellen Verkündigungstätigkeit in die halbprivate Sphäre
- 327
5.4.2. Flugblattaktionen als kollektive Form der öffentlichen Verkündigungstätigkeit
- 330
5.4.2.1. Die Verbreitung der "Resolution" von 1936
- 330
5.4.2.2. Der "Offene Brief" von 1937 - 339

6. Die Zerschlagung der Bibelforscherorganisation - 345

7. Verweigerungsgesten als individuelle Form devianten Verhaltens gegenüber dem NS-Regime (1933-1945) - 363

8. Zusammenfassung - 373

IV. Abkürzungen - 377

V. Quellen- und Literaturverzeichnis - 379

1. Archive, Dokumentationsstellen und Privatsammlungen - 379
2. Periodika - 381
3. Gespräche - 381
4. Gedruckte Quellen und Forschungsliteratur - 382


ZITATE

[S. 345]

"Zusammenfassend ist zu den Flugblattaktionen zu bemerken, daß die Verbreitung der ’Resolution’ und des ’Offenen Briefes’ nicht nur eine besonders spektakuläre, sondern auch eine neue Form der öffentlichen Verkündigungstätigkeit der illegalen Sekte waren. Zwar hatten die Bibelforscher schon vor 1936 mit Flugblättern gerarbeitet . . . doch im Gegensatz dazu handelte es ich bei der Verbreitung der ’Resolution’ und des ’Offenen Briefes’ um reichsweite Aktionen, die so gut koorrdiniert waren, daß sie in ganz Deutschland am selben Tag zur selben Zeit stattfinden konnten. Welch gründliche, fast generalstabsmäßige Planung auf regionaler und lokaler Ebene dafür erforderlich war, ist am Beispiel der Vorbereitung und Durchführung des Aktion in Schlewswig-Holstein deutlich geworden. Während der ganzen NS-Zeit gab es in Deutschland keine andere Widerstandsorganisation, die eine vergleichbare Initiative durchführte. Die Aktionen der Bibelforscher vom 12. Dezember 1936 und vom 20. Juni 1937 sind angesichts der damals herrschenden Bedingungen für Widerstand umso bemerkenswerter, insbesondere, wenn man bedenkt, daß andere Untergrundgruppierungen wie die der illegalen Arbeiterparteien zu diesem Zeitpunkt bereits zerschlagen waren. Mehr noch als alle anderen Aktivitäten der Zeugen Jehovas machen die Verbreitung der ’Resolution’ und des ’Offenen Briefes’ deutlich, welch hohen Organisationsgrad die Bibelforschersekte im Untergrund besaß."

English Translation:

"In summary, it should be noted with regard to the leaflet campaigns, that the distribution of the ‘resolution’ and of the ‘open letter’ were not only a particularly spectacular form of public proclamation by the illegal sect, but also constituted a quite new form. While the Bible Students had worked with leaflets even prior to 1936, ... the distribution of the ‘resolution’ and of the ‘open letter,’ on the other hand, were nationwide campaigns, which were so well coordinated that they took place all over Germany on the same day and at the same time. The careful planning, with almost military precision, which was necessary at both regional and local levels, has become clear by the example of the preparation and execution of the campaign in Schleswig- Holstein. In Germany, during the whole of the National Socialist period, there was no other organization in opposition that conducted a comparable initiative. In view of the conditions for opposition prevailing at the time, the campaigns of the Bible Students on December 12, 1936, and June 20, 1937, are even more remarkable, particularly when one consid­ers that other underground groupings, such as the illegal workers parties, had all been smashed by this time. More than all other activities of Jehovah’s Witnesses, the distribution of the ‘resolution’ and of the ‘open letter’ demonstrate the high degree of organization that the Bible Students sect had in the underground."


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