Inhalt
Vorwort - 9
Einleitung - 11
Die NS-Verfolgung der Zeugen Jehovas –
eine
Skizze - 19
Widerstandsformen der Zeugen Jehovas - 24
Teil A: Die Zeuginnen Jehovas in den Frauenkonzentrationslagern
1. Moringen - 28
1.1. Die Zeuginnen Jehovas in dem Frauen-KZ Moringen - 40
1.1.1 Das Jahr 1935 - 41
1.1.2 Das Jahr 1936 - 45
1.1.3 Das Jahr 1937 - 47
1.1.4 "Verpflichtungserklärungen" - 66
1.1.5 Exkurs: Vergleich mit den Kommunistinnen - 73
1.1.6 Widerstand - 79
2. Lichtenburg - 86
2.1 Die Zeuginnen Jehovas in dem Frauen-KZ Lichtenburg - 95
2.1.1. Verpflichtungserklärungen/Vernehmungen - 96
2.1.2 Widerstand - 100
2.1.3 Strafen - 108
- Strafstation 4 - 108
-Briefsperre - 109
- Die "Musterstation" 1 - 109
- Appelle und Durchsuchungen - 111
2.1.4 Solidarität und psychische Situation - 112
2.1.5 Tod und Sterben in der Lichtenburg - 117
2.1.6 Die Verlegung in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück - 121
3. Ravensbrück - 124
3.1 Die Zeuginnen Jehovas in dem Frauen-KZ Ravensbrück - 136
- Belegungsstärke - 140
3.1.1 1939-1942/43: Eskalation und Vernichtung - 146
- 19. Dezember 1939 – "Als der Frühling kam, nannten sie uns Friedhofskompanie" - 147
- Fraktionierungen - 151
"Extreme" - 156
Todeszahlen - 173
"Musterblock" - 175
"Verpflichtungserklärungen" - 181
3.1.2 1942/43-1945: Überleben und Befreiung- 182
- Weihnachten 1942 - 183
- 6. Januar 1943 - 184
- Bibelstunden im Lager - 188
- Verkündigung / Missionierung unter den Häftlingen - 190
- Schmuggel von Schriften - 191
- Mai 1944 - 196
- Strafblock - 197
- Die Lösung der Bibelforscherfrage? - Der Rassenhygieniker Dr. Dr. Robert Ritter und die Zeuginnen Jehovas - 198
- Zur Vergasung ins ehemalige Jugend-KZ - 202
- 30. April 1945 – Befreiung - 203
4. Die Zeuginnen Jehovas in den Frauen-Konzentrationslagern – Vergleiche - 206
Exkurs:
"Meine Mutter hab’ ich nie wieder geseh’n."
Gedichte über und von Frauen, die als Zeugen Jehovas in
Konzentrationslagern und Haftanstalt litten von
Johannes Wrobel - 211
Rosa Alfermann: In Danzig bin ich geboren - 213
Hermann Emter über seine Mutter Elisabeth Emter: Erzwungener Abschied - 216
Meta Kluge über Martha Knie: Noch immer spür’ ich deine linde Hand - 218
Frieda Henriette Koschmieder: Bruderliebe (1. Johannes 3,16) - 219
Elisabeth Kusserow: Täglich warten wir auf’s neu’ - 220
Emmi Lehrbach: Bald kommen wir heim - 223
David im Streit mit Goliath - 225
Berta Maurer: Das Fest in Banden - 227
Henriette Michalzik: Dein Wille geschehe - 231
Rosa Möll: Eine Phase aus dem Lagerleben der Zeugen Jehovas - 232
Gertrud Pötzinger: Ruhig trage …- 242
Hermine Schmidt: Morgen geht es vor Gericht - 243
Das ist das Lager, ein trostloser Ort - 243
Stutthof am Meer - 244
Martel - 244
Klara Schwedler:
Lichtenburg
In der Lichtenburg! - 246
In der Lichtenburg, Schlafsaal 194 - 247
Marie, unser "Feuermann"! - 250
Durchsuchung! - 251
Fasching bei der SS - 252
Ravensbrück
Bei der Sandarbeit - 252
Sommer 1939 - 253
Herbst 1939 - 255
Winter 1939/1940 - 256
Januar – März 1940 - 258
Ausklang - 259
Wieder frei! - 260
Teil B: Biografische Skizzen
5. "Der Minderjährige ist in hohem Grade geistig und sittlich verwahrlost hinsichtlich seiner Einstellung gegenüber dem Staat" – Familie Thoenes - 270
6. "Und wenn ich lebenslang in einem KZ bleiben müßte" – Maria und Paul Chupalla - 295
7. "Es gibt Zehntausende die mehr erlebt haben als ich" – Martha Vollbaum (von Heike Vollbaum) - 304
8. "Das war der Weg, den ich gehen wollte" – Hafterfahrungen in den Frauen-KZ Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück und andere Erinnerungen von Erna Ludolph - 322
8.1 Im Frauenkonzentrationslager Moringen - 330
8.2 Im Frauenkonzentrationslager Lichtenburg - 332
8.3 Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück - 333
8.3.1 Eskalation des Terrors nach Kriegsbeginn - 334
8.3.2 Der Lagerterror geht weiter - 336
8.3.3 Das Kommando "Hausgarten der Führerhäuser" - 337
8.3.4 Ein neuer Kommandant - 341
8.3.5 Das Gut Hartzwalde von Dr. Kersten - 341
8.3.6 Als "Häftlinge" bei Familie Holtz in Berlin - 345
8.3.7 Kriegsende – aber ich bleibe bei Familie Holtz - 348
8.4 Erneut unter Verbot - 351
8.4.1 Tätigkeit als "Kurier" - 353
8.4.2 Leben unter Verbot - 354
8.4.3 Ausreise im Jahre 1957 - 355
9. "Dann bin ich ganz frei" – Amalie Pellin - 357
Der Briefwechsel - 358
9.1 Frauenkonzentrationslager Moringen - 361
9.2 Im Frauenkonzentrationslager Lichtenburg - 367
9.3 Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück - 369
9.4. Vernichtungslager Auschwitz - 370
10. "Ich wandle meinen Weg weiter in der Aufrichtigkeit meines Herzens" – Margarethe Franke - 371
11. "Ruhig trage, dulde, aber seh … " – Gertrud Pötzinger - 384
11.1 Konzentrationslager Ravensbrück - 400
11.2 Im Haushalt Kiener und das Ende des Krieges - 409
12. Anhang
Tabelle 1 [Stärkemeldungen 1939] - 415
Tabelle 2 [Stärkemeldungen 1940] - 415
Tabelle 3 [Stärkemeldungen 1941] - 416
Tabelle 4 [Stärkemeldungen 1942] - 417
Tabelle 5 [Stärkemeldungen Zellenbau 1941] - 417
Tabelle 6 [Stärkemeldungen Zellenbau 1942] - 417
Tabelle 7 [Blockbelegungen 1941 bis 1942 IBV, vorrangig in 17, 18, 19] - 418
Dokumente - 419
Dokument 1: "Wilmersdorfer Erklärung" vom 25. Juni 1933
Dokument 2: "Resolution" von 1936
Dokument 3: "Offener Brief" von 1937
Dokument 4: Sonderkommando bei der Gestapo [Juni 1936]
Dokument 5: "Verpflichtungserklärungen"
Dokument 6: Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Berlin, 15. Juni 1943 an den Reichsführer SS. "Betrifft Entlassung von Bibelforscherinnen, die in SS-Haushalten oder an anderen Arbeitsstellen zur Arbeitsleistung eingesetzt sind".
Dokument 7: "Staatsfeindliche Propaganda der Bibelforscher in den Konzentrationslagern und auf den Arbeitsplätzen"
Dokument 8: "Merkblatt über die Behandlung von Bibelforscher-Häftlingen, die im Lebensborn-Heim abgestellt sind" vom 18. Juni1943
Dokument 9: "Briefe. Nachrichten für die Zeugen Jehovas und ihre Gefährten"
Dokument 10: Ein Brief Geneviéve de Gaulles über ihre Erfahrungen mit den Zeuginnen Jehovas in dem FKL Ravensbrück vom 8. August 1945
13. Quellen- und Literaturverzeichnis - 465
14. Abkürzungsverzeichnis - 473
15. Abbildungsverzeichnis - 474
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Quotations / Excerpts
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Hermann Emter about his Mother Elisabeth Emter:
1940, ich war grade 10 Jahr. Ein Januar-Wintertag, kalt und klar. Wir wohnten weit draußen vor der Stadt, wo man nur selten Besucher hat. |
1940, I was just ten years old. January, a day of winter so clear and cold. We lived far out in the rural part of the land Where visitors rarely ever were at hand. |
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Durch’s Fenster sah ich, ein Mann kommt daher. Er ging so langsam als fiel es ihm schwer. Er ging nicht vorbei, er trat bei uns ein. Was will er wohl? Wer kann das sein? |
Looked out of the window, a
man came up the road. Slowly dragging his feet as if carrying a load. He didn't walk by, it was us he came to see. What could he want? Who could this be? |
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"Frau Emter, Sie steh’n unter
dem Verdacht, Sie hätten Feindpropaganda gemacht. Versteh’ meinen Auftrag ja selber nicht, bin nur Polizist und tu meine Pflicht." |
"Mrs. Emter, you stand under suspicion, To be active in an enemy-propaganda mission. Personally I do not comprehend this order here, I'm just a Policeman to carry out my duties, my dear." |
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"Frau Emter, Sie haben sechs Kinder hier! Setzen Sie Ihren Namen auf dieses Papier.[3] Sie brauchen nicht lesen was hier steht!", hat er sie beinahe angefleht. |
"Mrs. Emter, you have six
little children so dear, Just sign on this line, and we are in the clear. You don't have to read what it says in the letter," He pleadingly said and hoped for the better. |
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Allein sie sagte: "Das kann
ich nicht tun. Nie mehr ließe mich mein Gewissen ruh’n."[4] "Was heißt hier Gewissen? Es ist Ihre Pflicht! Ja, seh’n Sie die sechs kleinen Kinder denn nicht?" |
Straight forward she said: "That I could never do, My conscience has to be considered here too!" "What do you mean - conscience? It's your duty for sure, Can't you see your children, so young and so pure?" |
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"Zeigen Sie mir, was auf dem Blatte steht, ich werd’ unterschreiben, wenn irgend es geht." Sie las und wurde ganz blaß im Gesicht: "… schwör’ ab meinem Glauben"[5] - das konnte sie nicht. |
"Well, show me what the paper
says, If it is at all possible, I'll sign," she'd say. Her face turned white as she continued to read, "... to denouce my faith" - Never, no never, indeed. |
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Sie wischte sich sacht eine
Träne weg, wir standen alle ganz stumm vor Schreck. Den Kleinsten hat sie ans Herz gedrückt, und wie Hilfe suchend zum Himmel geblickt. |
Gently she wiped a tear from her eye. As silenced by horror, we all stood near by. The smallest of us she pressed to her heart And seemed to look pleadingly heavenward. |
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"Der himmlische Vater wird für euch sorgen. Wir seh’n uns bald wieder, vielleicht schon morgen." Sie wollte uns trösten an jenem Tag, doch sie ahnte den Weg, der vor ihr lag. |
"The heavenly Father is going
to care for you, Soon, may be tomorrow, I'll again be with you." She wanted to comfort us on that evil day, But she already felt what would be her future way. |
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Dem Polizisten wart unwohl,
das anzuseh’n. "Frau Emter, ihr Mantel. Wir müssen jetzt geh’n." Er ging voraus. Sie folgte ihm stumm, leise weinend und drehte sich nicht mehr um. |
The Policeman was uncomfortable to see this all, "Mrs. Emter, your coat. We must go now," came his call. He lead the way. She walked behind, silently Didn't turn to look back, weeping quietly. |
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Es war 1940, ich war grade zehn. Meine Mutter hab’ ich nie wieder geseh’n.[6] |
Iit was 1940, and I just had
turned ten. Never ever did I see my mother again! |
Anmerkungen / Notes:
1 - Hermann Emter (geb. 1930) aus Freiburg/Br. und seine fünf Geschwister Lieselotte (geb. 1927), Berta (geb. 1928), Eberhard (geb. 1932), Franz (geb. 1934) und Ernst (geb. 1937) verloren die Mutter im Januar 1940. (Der Vater, Hermann Karl Emter, geb. 1904, war vom September 1937 bis April 1945 inhaftiert, unter anderem in den KZ Dachau, Mauthausen, Flossenbürg und Buchenwald/Ohrdruf.) Daraufhin wurde der Onkel zum Vormund bestimmt. Hermann Emter schrieb das Gedicht im Mai 1990 nach einem Besuch in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, dem Leidensort seiner Mutter.
2 - Elisabeth Emter (geb. 1908) kam am 29. Januar 1940 zunächst für drei Monate in Freiburg in Haft und wurde dann in das FKL Ravensbrück (Häftlingsnummer 3591) überstellt.
3 - Elisabeth Emter wurde die "Ehrenerklärung" bzw. "Verpflichtungserklärung" zur Abschwörung ihres Glaubens vorgelegt.
4 - Diese Bemerkung hebt hervor, daß jeder Zeuge Jehovas eine persönliche Gewissensentscheidung traf.
5 - Der Sohn gibt den Text einer Erklärung, die Zeugen Jehovas von der Polizei, den Gerichten und den Strafanstalten zur Unterschrift vorgelegt wurde und in unterschiedlichen Fassungen bestand, hier sinngemäß wieder. Zu den "Verpflichtungserklärungen" vgl. die verschiedenen Exemplare im Anhang dieser Studie.
6 - Elisabeth Emter verlor im Juli 1942, möglicherweise in Verbindung mit den berüchtigten "Dunkeltransporten", ihr Leben. Die Verwaltung des FKL Ravensbrück schrieb am 21. Juli 1942 an ihre Schwester: "Ihre Schwester meldete sich am 15.7.42 krank und wurde daraufhin unter Aufnahme im Krankenbau in ärztliche Behandlung genommen. Es wurde ihr die bestmögliche medikamentöse und pflegerische Behandlung zuteil. Trotz aller angewendeten ärztlichen Bemühungen gelang es nicht, der Krankheit Herr zu werden. Ich spreche Ihnen zu diesem Verlust mein Beileid aus. Ihre Schwester hat keine letzten Wünsche geäußert. Ich habe die Gefangeneigentumsverwaltung meines Lagers angewiesen, den Nachlass an Ihre Anschrift zu senden. Heil Hitler! (Unterschrift) SS-Obersturmbannführer."