Manfred Gebhard (Hg.): Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturm-Gesellschaft. Leipzig / Jena / Berlin 1971 (Lizenzausgabe für die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin. Printed in the German Democratic Republic [GDR/DDR]) [MfS-Auftragswerk (hg. unter der Kontrolle des Ministeriums für Staatssicherheitsdienst in der ehemaligen DDR, MfS / Stasi), Desinformation].

INHALT

Vorwort - 7 Zitat, Seite 7

Die Watch Tower Bible and Tract Society - 9 Zitat, Seite 11

Die Illusion von der Gegenwart als Zeit des Endes der Nationen - 16

Was die Bibel über ein Weltende sagt - 16
Beginn der sogenannten "Zeit des Endes" - 18
Der "König des Nordens" - 21
Die "Wiederkunft Christi" - 27
Obrigkeitliche Gewalten - 29
Die "Fürsten"-Deutungen - 37
Das apokalyptische wilde Tier - 43
Der "Krieg von Harmagedon" - 47
Ein Hasardspiel - 63

Im Dienste der psychologischen Kriegführung - 66

Frühe WTG-Bibeldeutungen im Interesse des Kapitals - 69

Vom Großkapital gekauft - 75

Weshalb die Unterstützung des Zionismus? - 75
Transaktionen mit dem amerikanischen Großkapital - 87

Neue Bindungen an das Kapital - 99

Ein USA-Staatsanwalt reißt die Macht an sich - 99
Was verbarg sich hinter der Übertretung des Spionagegesetzes? - 106
Die mysteriöse Funkanlage im WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York - 114 Zitat, Seite 117

Die WTG und das USA-State Department - 118

Eine ständige Verbindung Brooklyn–Washington - 118
Die politische Rolle des deutschen WTG-Zweiges in der Weimarer Republik - 124
Um das amerikanische Kapital im deutschen WTG-Zweig - 134
Die Rettung der WTG-Zentrale in Bern - 143
Mit Hilfe der amerikanischen Militärregierung in Wiesbaden - 147

Die WTG-Führer und der Hitlerfaschismus- 153

Antifaschisten ausgeschlossen - 153
Das Buhlen der WTG-Führung um die Gunst der Nazis - 158
Zitat, Seite 165
Fritz Winkler - 171
Erich Frost - 173
Zitat, Seite 182
Konrad Franke - 187
Nicht nur die höchsten WTG-Führer - 195
Todeskandidaten - 196

Was hatte der "Reichsführer SS" Himmler mit den Zeugen Jehovas vor? - 204

Die Konzeption zum Einsatz in den "Ostgebieten" - 204
Himmlers Ideen leben weiter - 210
Zitat, Seite 210

Die Neugründung des deutschen WTG-Zweiges – ein großangelegter Betrug - 214

Die jüngste politische Rolle der WTG - 225

Der Wiederaufbau des WTG-Informationsdienstes - 225
Ein besonderer "Kirchlicher Nachrichtendienst" - 228
Erneut psychologische in der Offensive - 232
Das Verbot - 251

Weiter als Untergrundorganisation - 256

Das "Ostbüro" in Westberlin - 256
Der organisierte Geldschmuggel - 263
Die Untergrundbewegung in der DDR - 266
Politisches Verhalten im Spannungsjahr 1953 - 274
War es mit der Wiedererlangung der Legalität in Osteuropa ernst gemeint? - 278
Zeugen Jehovas als "politische Flüchtlinge" - 283

Welche Rolle ist den Zeugen Jehovas von der WTG als Staatsbürger zugedacht? - 287 Zitat, Seite 293

Rückschau - 297 Zitat, Seite 301

Der Christ und seine soziale Verantwortung - 302 Zitat, Seite 303

Anmerkungen - 305

Namen- und Sachregister - 311


ZITATE (kleine, willkürliche Auswahl)

"[Seite 7 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Das vorliegende Werk befaßt sich - um durch Selbsterkenntnis zu helfen - mit einer religiösen 'Verlagsanstalt', die als leitendes Organ einer Religionsgemeinschaft von ihren Anfängen an bestrebt ist, eine führende Rolle im religiösen Leben zu spielen, und sich besonders durch eine agressive Aktivität kennzeichnet. Diese WATCH TOWER BIBLE AND TRACT SOCIETY OF PENNSYLVANIA; USA (Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft von Pennsylvania, USA, abgekürzt WTG) ist die leitende Körperschaft der international als Zeugen Jehovas (früher Bibelforscher) auftretenden Gemeinschaft [Anm.: Die Zeugen Jehovas in der DDR waren seit August 1950 verboten und wurden verfolgt]. Aufgabe dieser Abhandlung ist es, eine Einschätzung und Wertung der gesellschaftlichen Bedeutung dieser Religionsgemeinschaft und ihrer Leitung zu geben, wobei dies freilich nur geschehen kann, wenn auch die politischen Aspekte beleuchtet werden. Der Grund für diese besondere Aufgabenstellung ist, daß die WTG und damit die Zeugen Jehovas eine Religionsgemeinschaft darstellen, die - wenngleich verbrämt mit Zitaten aus der Bibel - in ihrer religiösenTätigkeit zugleich in schärfster Form politisch auftritt. [...] Und wenn die Betrachtungen über die WTG mit einigen praktischen Konsequenzen schließen, so sollen diese gleichzeitig ein Wegweiser für Christen sein und ganz besonders für jene, deren Glaubensbereitschaft bislang von der WTG mißbraucht wurde. Der Herausgeber."

"[Seite 11 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Das entscheidene Mittel, mit dem die WTG [Wachtturm-Gesellschaft] sowohl ihr autoritäres Regime über die Zeugen Jehovas aufrechterhält als auch ihre Bibelauslegungen, Lehren und sonstigen religiösen und politischen Thesen durchsetzt, ist das Glaubensdogma, sie sei als Körperschaft der unantastbare 'Vertreter Gottes auf Erden'."

"[Seite 117 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Auf Grund der hier aufgezeigten Zusammenhänge und Hintergründe kan man mit Fug und Recht sagen, daß die WTG [Wachtturm-Gesellschaft] auf diese Weise auch in letzter Konsequenz den herrschenden imperialistischen Kräften in den USA dienstbar geworden ist."

"[Seite 165 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Damit ist zugleich erwiesen, wie die WTG-Führung [Wachtturm-Gesellschaft] von einer politischen Skrupellosigkeit in die andere verfiel. Wurde bis eben noch alles getan, um mit den Nazis politisch zu einem Kompromiß zu kommen, so wurde jetzt die Nazipartei bis zur Weißglut provoziert, vernichtend gegen die WTG-Anhänger vorzugehen. Mit anderen Worten: Nachdem es nichts genützt hatte, damit man die gesamte "Bibelforscher-Vertreter" Deutschlands mit antikommunistischer, antisemitischer und profaschistischer Schuld belastete, warf man sie in de 'Feuerofen' einer vernichtenden Verfolgung. Die Ankündigung, Gott werde die Nazipartei vernichten, wenn sie das WTG-Verbot nicht aufhebe, war nichts weiter als provokatorischer Unsinn, mit dem Rutherford gleichzeitig das Ziel verfolgte, die Anhänger religiöse zu fanatisieren, die eigene profaschistische Politik aber für die Zukunft zu übertünchen. Wäre die WTG-Führung von echtem christlichem Geist beseelt und benutzte sie das Predigen christlicher Tugenden nicht nur als Mittel, um ihre Anhängerschaft in Willfährigkeit, Einsatzbereitschaft, Abhängigkeit und Hörigkeit zu halten und ihre sonstigen nichtchristlichen Bestrebungen zu verdecken, dann hätte sie nach 1945 ein Schuldgeständnis ablegen müssen, wie es manche Kirchen auch getan haben."

"[Seite 182 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Die Wahrheit ist vielmehr: Frost hat nicht nur nicht geschwiegen, sondern er hat ohne jede sichtliche Veranlassung durch die Gestapo, geschweige denn durch Schläge, aus eigenem Antrieb ausgepackt [...] Nicht nur die vorliegenden Aufzeichnungen über Frosts Berichte an die Gestapo beweisen, daß sein 'Wachtturm'-Artikel ein skandlöser öffentlicher Betrug ist, zugleich bezeichnend für die 'Wachtturm'-Zeitschrift als angeblicher göttlicher Kanal für die Zeugen Jehovas. Bei einem Gespräch im Juli 1956 in Wiesbaden hat Frost offen und reuelos zugegeben [Anm.: in einem handschriftl. Vermerk bemerkt Erich Frost zu dieser Stelle: "? haha! Wie können die doch hundsgemein lügen!!!"], daß er aus Rache an seinen Mitarbeitern, die ihn verraten haben, das ganze WTG-Werk [Wachtturm-Gesellschaft, Zeugen Jehovas] in Deutschland 1937 'hochgehen' ließ."

"[Seite 210 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Das Regime des Hitlerfaschismus und der Gestapo ist zwar vernichtet, doch Himmlers Idee, 'das russische Volk durch Verbreitung der Bibelforscherlehren pazifieren' zu können, in eine 'waffenlose Form' zu bringen, d. h. imperialistischen westlichen Machtinteressen unterwerfen zu können, leben weiter. Die Gedanken Himmlers über einen Einsatz der Zeugen Jehovas bei der 'Befriedung' und Entwaffnung der Bevölkerung der Sowjetunion hatten aber nicht nur für ein faschistisches Weltreich Bedeutung. Das spiegelt sich in Verlautbarungen der WTG [Wachtturm-Gesellschaft] und anderer westlicher Kommentatoren zur Aufgabe und Rolle der WTG 'hinter dem eisernen Vorhang', also in der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern, deutlich wider. Man leugnet dabei zwar verständlicherweise, daß die WTG-Bewegung politisch von reaktionären Elementen der USA unterstützt wird und in deren Dienst steht. Allerdings gibt man zu, daß die 'Prawda', das Organ der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, 'doch nicht ganz so im Irrtum' [Anm.: Anführungen aus einer zitierten US-Zeitung, die den anklagenden Prawda-Schmähartikel gegen Zeugen Jehovas sarkastisch kommentiert] ist, was diese Frage anbetrifft. [...] 'Die ganze Masse der Sowjetbürger mit einem Geist der Sanftmut und Resignation anzustecken' und sie dann dazu zu bringen, 'den Gehorsam zu verweigern', d. h. politischen Widerstand gegen den Sowjetstaat zu leisten, genau darauf kommt es den Strategen der psychologischen Kriegführung an. Die WTG läßt sich hier von den zitierten amerikanischen Zeitungen klipp und klar ihre Übereinstimmung mit dieser imperialistischen Strategie bescheinigen. Es ist in der Tag im Wesen das gleiche, was Himmler mit den Zeugen Jehovas in der Sowjetunion vorhatte."

"[Seite 293 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Schließlich wären es doch die USA-Truppen in Südvietnam, die es der WTG [Wachtturm-Gesellschaft] durch einen militärischen Sieg ermöglichen würden, dort weiter ihre antikommunistische Verkündigung zu betreiben. Die WTG-Anhänger in Südvietnam müßten es demgemäß geradezu als eine 'Überwaltung' oder als 'Befreiungsakt' Jehovas betrachten, daß die USA entschlossen sind, ihre Truppen in Vietnam zu belassen. Kein Wort des Protestes findet die WTG-Führung gegen diesen Mordfeldzug der USA, der in der modernen Geschichte ohne Beispiel ist, während inzwischen die ganze humanistische Weltöffentlichkeit ihre Stimme erhoben hat, auch in den USA [...] Die WTG aber führte ihre Anhänger politisch an die Seite der amerikanischen Agressoren, wie ihre Stellungnahme beweist."

"[Seite 301 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Mit dem wider alle imperialistischen Plänen fortschreitenden Aufbau des Sozialismus dagegen sind alle Kirchen und Religionsgemeinschaften heineingestellt in einen sozialen Umbruch von historischer Tragweite. Eine Neuorientierung der Christen geht allenthalben vonstatten. Viele Traditionen und Bindungen müssen da abgebrochen werden. Auch die WTG [Wachtturm-Gesellschaft] und ihre Anhänger, die Zeugen Jehovas, stehen in diesem Umbruch. Aber sie haben in der sozialistischen Gesellschaft nur eine Zukunft, wenn sie sich aus der Unterwerfung unter die Interessen des Kapitalismus lösen und so wahrhaft frei würden. Diesen Weg will oder kann die WTG-Führung [Wachtturm-Gesellschaft] offensichtlich nicht gehen. Doch die Entwicklung erzwingt die Entscheidung. Der Ausweg für die Zeugen Jehovas angesichts der WTG-Illusionen und der damit verbundenen verwerflichen Politik besteht allein in der Besinnung auf die eigene Verantwortung und auf die Möglichkeiten christlichen Lebens in der sozialistischen Gesellschaft."

"[Seite 303 (MfS-Propaganda und Desinformation)] Es ist der unvermeidliche Gang der gesellschaftlichen Entwicklung, daß die Arbeiterklasse zur führenden Kraft aller revolutionären, demokratischen und fortschrittlichen Aktionen geworden ist und in der Erfüllung ihrer historischen Mission zur Befreiung der Menschheit von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung eine neue, humanistische, sozialistische Menschengemeinschaft schafft. Allerdings müssen die Zeugen Jehovas durch die Politik der WTG-Führung [Wachtturm-Gesellschaft] mit dieser Entwicklung in Konflikt geraten. Mit der bisher aufgezeigten Politik der WTG-Führung verwirklicht sie den Auftrag des US-Imperialismus, ihre Anhänger in die Kampffront gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt einzureihen. Wie dargelegt wurde, zeigt die Bibel jedoch am Beispiel der Urchristen, daß es nicht im Widerspruch zum Christentum steht, politisch mitverantwortlich im gesellschaftlichen Leben zu stehen und zu handeln. Der christliche Auftrag, ‘aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan zu sein’, bedeutet Anerkennung und Aktivität auch für die sozialistische Gesellschaftsordnung."

HINWEIS: Bei dem Inhalt des unter dem Verfassernamen Manfred Gebhard herausgegebenen Buches ("Uraniabuch") handelt es sich nachweislich um Propaganda und Desinformation des Ministeriums für Staatssicherheit des SED-Regimes (MfS, Stasi) gegen die damals in der DDR verbotene und verfolgte Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas und deren leitende Körperschaft mit Sitz in New York (USA). Die Verfasser des Buches (in der Hauptsache Dieter Pape) hatten eindeutig Einsicht in die Ermittlungsunterlagen des MfS (siehe "Zersetzung einer Religionsgemeinschaft. Die geheimdienstliche Bearbeitung der Zeugen Jehovas in der DDR und in Polen" von Dr. Waldemar Hirch und in der gekürzten PDF-Version sowie den Aufsatz "Erarbeitung einer "Dokumentation" über Jehovas Zeugen als MfS-Auftragswerk, in: Gabriele Yonan (Hg.), Im Visier der Stasi - Jehovas Zeugen in der DDR, Niedersteinbach 2000, S. 53-66).

Vgl. auch "Jehovas Zeugen und das "Dritte Reich" - keine "Anbiederung" oder Kollaboration. Quellen zur "Erklärung" und zum Kongress der Zeugen Jehovas in Berlin-Wilmersdorf, 25. Juni 1933.


www.standfirm.de / www.jwhistory.net